Wolfgang Burtscher, Rainer Ganahl, Michael Gumhold, David Moises, Daniel Kraut, Peter Sandbichler, Christoph Schirmer, Klaus Dieter Zimmer
KONZEPT: Klaus Dieter ZIMMER
Wolfgang BURTSCHER Rainer GANAHL
Michael GUMHOLD David MOISES
Daniel KRAUT (FUTTLA CREW)
Peter SANDBICHLER Christoph SCHIRMER
Klaus Dieter ZIMMER
Einladung zur
Ausstellungseröffnung am Dienstag, den 03.09.2013, 18-22 Uhr
Ausstellungsdauer bis
28.09.2013
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19 Uhr
, Sa 11–15 Uhr
projektraum viktor bucher
a-1020 wien,
praterstrasse
13/1/2
t/f+43 (0)1 212 693 0
projektraum@sil.at
www.projektraum.at
wein by cafe engländer
Die Grenzen zwischen Stadt und Land sind nicht mehr
klar gezogen. An der Schnittstelle oder den Rändern der Urbanität findet seit
Jahren eine Eigendynamik statt. Sei es in der Architektur, Einkaufszentren oder
Shopping-Malls, in Fortbewegungs- oder Transportmedien, oder in der
Freizeitkultur. Outdoor-Aktivitäten finden wiederum vermehrt in Global Cities statt. Die
Freizeitindustrie boomt und ist unaufhaltsam in ihrem Ideenreichtum. Neue
Trends werden in einem breiten Spektrum für den Konsumenten erarbeitet und
entwickelt. Eine der ältesten Freizeit-Sportarten ist das Cycling. Beobachtet man die Entwicklung der letzten 20 Jahre, so
hat sich dieser Sektor technisch enorm weiterentwickelt. Ständig sind neue
Trends zu beobachten, die von Jahr zu Jahr verbessert und erweitert werden. Der
größte Input kommt von professionellen oder semi-professionellen Bikern.
Ingenieure und Entwickler setzen diese Ideen um und streuen ihre Produkte auf
den Weltmarkt. In unzähligen Magazinen werden diese Produkte angepriesen und
von der Community aufgenommen. Auch
Künstler beobachten diese Trends. Einige beschäftigen sich mit dem Thema Cycling in ihrer künstlerischen
Produktion und ein Teil davon fährt auch aktiv in der Freizeit mit dem Bike,
Mountainbike, Single-Speed-Bikes, etc. Über einige künstlerische Positionen,
die sich mit dem Cycling beschäftigen,
habe ich recherchiert und dabei markante Eckpunkte gefunden, die für ein
Ausstellungsprojekt geeignet waren. Wien wurde im Juni 2013, nach Vancouver,
zur Hauptstadt des Cycling gekürt. Einige Institutionen
präsentierten zeitgleich thematische Ausstellungen, wie zum Beispiel das MAK
mit der Sammlung-Embacher „Tour Du
Monde“. Departure, die Kreativagentur
der Stadt Wien, schrieb einen Designwettbewerb rund ums Rad aus.
Filmproduktionen, Skulpturen und Events im öffentlichen Raum rundeten das
Programm ab.
Wolfgang Burtscher,
der aus Tirol stammende Künstler, dokumentierte auf seiner einjährigen Radtour
von Österreich nach Thailand täglich den überfahrenden Untergrund. Der Dreck im
abgedruckten Reifenprofil wird analysiert und dokumentiert. Unterwegs fährt er
jeden Tag jeweils über ein Blatt Papier. Auf den 21 x 21 cm großen Blättern
notiert er außerdem die jeweiligen GPS-Daten und andere Infos. Dieses spezielle
Logbuch der Mobilität wird am Institut für Mikrobiologie an der Universität
Innsbruck ausgewertet. Die so entstandenen Blätter bezeichnet er
als„tripmarks“.
Rainer Ganahl, der
in New York lebende Vorarlberger:„Moderne Städte wurden für Autos gemacht. Ältere Städte werden benutzt,
als wären sie für Autos gemacht worden, mit Ausnahme kleiner Fußgängerzonen,
die in Einkaufspassagen umgewandelt wurden“, schreibt etwa Ganahl als Auftakt
seines Fahrrad-Manifestes. Der Begriff „urbane Mobilität“ hat sicher sehr viel
mit dem optimalen Zusammenspiel vom öffentlichen und privaten Verkehrsmittel zu
tun. Es geht aber auch um Lebensqualität für Menschen, die im städtischen Raum
leben und arbeiten. 2012 hat Ganahl im Tresor der Bank Austria eine Ausstellung
konzipiert, die im Zentrum des Fahrrads stand. I wanna be Alfred Jarry war der Titel dieser Ausstellung. Die
historische Symbolfigur „Fahrrad“ manifestierte er als Denkmodell in einer
Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Heute“. In seinen Installationen wird die
Schnittstelle
zwischen Kunst, Leben und Gesellschaft in eine Lebenspraxis transformiert und
Verschmelzungen ästhetischer, politischer und wissenschaftlicher Denkprozesse
sichtbar gemacht.
Michael Gumhold,
lehnt sich an Marcel Duchamps Werk an. Das erste Ready-Made Duchamps Roue De Bicyclette,
1913, welches als verschollen gilt, wurde im Laufe der Zeit bis heute mehrfach
persifliert und kopiert. Gumhold verwendet dieses Ready-Made im öffentlichen
Raum an Fahrrad-Abstellplätzen, oder in stark veränderter Form in
Galerieräumlichkeiten. Dieses De-Ja-Vu
ist einerseits Kunstkennern vorbehalten, andererseits bewirken diese
öffentlichen Installationen Irritationen bei Fahrradfahrern und Stadtbewohnern.
Ein Statement zum Stillstand der urbanen Fortbewegung ist dabei nicht von der
Hand zu verweisen.
David Moises, ist
der „Techniker“ unter den Künstlern. Sein Ideenreichtum an Umbauten von
„Freizeitmaschinen“ scheint ungebremst. Für das Tunen seiner Objekte verwendet
er oft Abfälle oder Bruchstücke aus dem städtischen Raum. Der Künstler baut aus
Fahrrädern Stromerzeuger, aus BMX-Rädern Ergometer, oder er versieht diese mit
selbstgebauten Elektromotoren. Das erstaunliche an seinen umgebauten Objekten
ist, dass diese nicht nur als Objekt per se faszinieren, aber auch technisch
funktionieren. Im Prinzip transformiert Moises Objekte zu neuen Objekten mit
anderer Funktion.
Daniel Kraut, ist
Geograph und im Bereich der Street Art angesiedelt. Anlässlich der letzten Wasserbiennale Fürstenfeld
2012, beschäftigte er sich in einer wissenschaftlichen Arbeit über die
urbanen Gelände-formen im Feistritztal - zum Nutzen für Freerider und Downhiller.
Die auffallenden Grabenlandschaften sind Folge von Wassererosionen und
repräsentieren durch ihren kontinuierlichen Gestaltswandel Orte, die sich jeder
effektiven Vermessung verweigern.
Daniel Kraut baut
auch Bikeparks in städtischen
Randzonen und kreiert Mode und Accessoires für Biker.
Peter Sandbichler,
der in Wien lebende Tiroler Künstler, interessiert sich als Bildhauer für die
Ambivalenz seiner Objekte und deren Abweichung, die wiederrum durch
Veränderungen entstehen. Er baut unter anderemmodulare Konstruktionen aus Fahrradtransportkartons. So
entstehen aus diesem robusten Material etwa Labyrintheoder „Walls“. Lediglich die
aufgedruckten Logos und grafischen Transportanweisungen geben Hinweise auf die
ursprüngliche Nutzung des Materials.
Christoph Schirmer´s
Werke sind ein Crossover zwischen Malerei und virtueller, digitaler Welt.
Schirmer selbst ist aktiver Mountainbiker. Aspekte von Geschwindigkeit und
MTB-Design finden auch Einzug in seine Bildwelt. Das statisch klare Bild der
Realität weicht einem durch Speed
gebrochenen Raster. Farbe wird akustisch, erhält Sound, der eine plastisch-optisch-dynamische Form annimmt.
Klaus Dieter
Zimmer´s Installationen beziehen
sich auf dokumentarische Aufzeichnungen, die während seine Aktivität als
Künstler, Freerider und Downhiller entstehen. Für seine architektonischen
Eingriffe in der Landschaft benutzt er Materialien aus der Natur wie
Baumstämme, Äste, Erde und Holzbretter. Diese „Apparaturen“ stehen für die
Überwindung von Geländeformen, sie re-modellieren und re-designen somit die
natürlichen Gegebenheiteneines
bestimmten Landschaftsraumes, der mit physischer Präsenz einer kulturellen
Projektion besetzt wird. Der Input sind Zeichnungsserien, Helmkamera-Videos,
Fotos und Installationen, die von der Künstlichkeit, Konstruiertheit und den
Fantasien dieser Freizeitentwürfe mitten in der Natur erzählen und sie auf
diese Weise zurück in den urbanen Kontext einschleusen.